Leseecke
Wenn man sich in das Buch vertieft, ist es zunächst unerträglich – wegen der Oberflächlichkeit der dargestellten Gesellschaft. Mit dem Verlauf des Buches wird aber deutlich, dass der Roman keineswegs eine glorifizierende, sondern – ganz im Gegenteil – eine kritische Haltung gegenüber der New Yorker Werbe- und Verlagsbranche einnimmt. Die Story spielt in den frühen 2000er, was den Stellenwert der Social Media und der ausschweifenden New Yorker Partys voller Cocain, Models und gestylter Homosexueller erklärt. Die Story ist simpel: Bette ist Mitte zwanzig und schmeißt ihren sicheren Bürojob in der Bank hin, weil sie die sklavenähnlichen Arbeitsverhältnisse nicht mehr hinnehmen möchte. Durch private Kontakte erhält sie einen Job in einer modernen Werbeagentur, der schon bald ebenfalls ihren Alltag bestimmt – das Privat- und Berufsleben greifen jetzt sogar noch mehr ineinander über. Im Mittelpunkt von Bettes Leben stehen auf einmal Belanglosigkeiten, wie Handtaschen und Restaurants sowie „VIPS“ mit ihren Gelüsten, Sonderwünschen und Allüren. Auf Beziehungseben kommt sie schließlich mit einem ehemaligen Schulfreund zusammen, der als Türsteher arbeitet und am Ende ein eigenes Restaurant entwickelt. Am Ende kehrt sie der verlogenen Welt den Rücken.
Es hat was, einen derart detaillierten Einblick in die Werbewelt der New Yorker Szene von vor etwa 20 Jahren zu bekommen. Die Darstellungen scheinen wirklich überzeugend und sind umso erschreckender. Wer aber etwas wirklich Tiefgründiges erwartet, sollte lieber zu einer anderen Lektüre greifen.
Rezensiert wurde:
Weisberger, Lauren (2006): Die Party Queen von Manhattan. Übers. Regina Rawlinson und Martina Tichy. München: Goldmann. (Originaltitel: Everyone Worth Knowing. New York: Simin & Schuster, 2005.)